"Man ist nie zu alt fürs Internet!"

Wie Marion Fischer (74) als Seniorin zu Smartphone & Co kam – ein Interview. 


Frau Fischer, Sie erwähnten, dass Sie nach dem Tod Ihres Mannes 2012 computertechnisch plötzlich auf sich selbst gestellt waren. Wie waren die ersten Schritte?

 Ich startete mit einem Smartphone und einem Tablet erst nach längerem Zögern aus Sorge, ich würde es nicht verstehen und somit nicht damit zurechtkommen. Mein Sohn half mir bei den ersten, wesentlichen Schritten. Anfangs hatte ich natürlich viele Fragen, die  mir aber mit viel Geduld beantwortet wurden. Ich denke, wir Älteren haben einfach nur Sorge etwas verkehrt zu machen.

 

Welche Apps haben Sie als erstes genutzt?

 Die ersten Apps waren die Google-Suchmaschine, die Kamera- und die Foto-App. Zusätzlich nutzte ich eine Übersetzer-App Deutsch-Englisch. Es folgten Youtube, Facebook und Facetime.

 

Hat sich in Ihrem Alltag durch die Nutzung des iPads konkret etwas verbessert?

 Ich kann mein Wissen in alle Richtungen erweitern und bekomme auf fast alle Fragen Antworten über die Suchmaschine. Einzelne Antworten muss man kritisch hinterfragen, aber die Mehrzahl bringt mich weiter.

 

An wen haben Sie sich bei Fragen gewendet?

 Anfangs habe ich des Öfteren meinen Sohn kontaktiert, später habe ich mir vieles über Youtube Tutorials beigebracht. Learning by doing!

 

Hat sich die Tatsachen, dass Sie ein iPad nutzen auch auf Ihre gleichaltrigen Bekannten ausgewirkt?

 Ich konnte meiner Familie in England und auch einigen Bekannten das Tablet näherbringen und so können wir heute wunderbar kommunizieren.

 

Sie erzählten, dass sie Familie in Großbritannien und Kanada haben. Wie hat sich das Verhältnis durch die neuen, digitalen Möglichkeiten verändert?

 Ich habe regelmäßigen Kontakt zu meinen Verwandten in England und Kanada. Wir treffen uns über FaceTime und nehmen somit virtuell am Familiengeschehen teil.

 

Was hat der Draht ins Internet in Zeiten der Corona-Pandemie für Sie bedeutet?

 Ich war so froh während der Pandemie meine fünfjährige Urenkelin regelmäßig online zu sehen. Ich habe sie sehr vermisst. Im Januar kam in Aachen mein Enkelsohn zur Welt, den ich dann in den ersten Lebenswochen wenigstens online kennenlernte. Ohne die virtuellen Kontakte wäre die Pandemie für mich als Seniorin sicher noch schlimmer verlaufen.

 

 Welche Hürden sehen Sie für lebensältere Menschen bei der Nutzung der digitalen Angebote und wie kann man ihnen aus Ihrer Sicht begegnen?

 Ich denke, dass viele Senioren sich nicht trauen in die virtuelle Welt einzutauchen aus Sorge, etwas verkehrt zu machen oder es nicht schnell genug zu kapieren. Einige sagen dann schnell: „Ich interessiere mich nicht dafür“.

 

Was raten Sie Menschen Ihrer Generation, die zögern, sich mit Smartphone&Co zu beschäftigen?

 Man ist nie zu alt fürs Internet! Versuch macht klug und die Enkelkinder helfen bestimmt sehr gerne! Besonders gut finde ich das neue Angebot „Digital Kompass“ des Bauverein Rüstringen beim „Treff - Auf Siebethsburg“. Das zielt ja ganz besonders auf lebensältere Menschen!

 

Frau Fischer, wir danken für das Gespräch!

02.07.2021