„Vynova Wilhelmshaven braucht jetzt entschlossene Unterstützung“

Die Insolvenz der Vynova Wilhelmshaven GmbH hat in der Region große Besorgnis ausgelöst. Das Amtsgericht Wilhelmshaven hat das Insolvenzverfahren über die deutsche Gesellschaft eröffnet. Rund 360 Arbeitsplätze an einem der größten europäischen Produktionsstandorte für Suspensions-PVC stehen damit auf dem Spiel.

„Diese Entwicklung trifft unsere Stadt hart. Hier geht es um die Zukunft von rund 360 Beschäftigten und um einen zentralen industriellen Pfeiler Wilhelmshavens“, erklärt Stefan Becker, Ratsmitglied der WIN@WBV. „Jetzt kommt es darauf an, alles daranzusetzen, dass diese Industriearbeitsplätze erhalten bleiben und der Standort eine Perspektive bekommt.“

Als Gründe für die Insolvenz nennt das Unternehmen hohe Energiekosten, eine schwache Binnennachfrage sowie den zunehmenden Wettbewerbsdruck durch günstige Importe. Die Vynova Wilhelmshaven GmbH gehört zur international tätigen Vynova-Gruppe mit Hauptsitz in Belgien; betroffen ist ausschließlich die deutsche Gesellschaft. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind zunächst über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.

Die Vynova Wilhelmshaven GmbH zählt zu den größten Herstellern von Suspensions-PVC in Europa und produziert darüber hinaus Vinylchlorid-Monomer (VCM), einen zentralen Ausgangsstoff für die PVC-Herstellung. Der Standort ist nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber, sondern auch ein wichtiger Teil der industriellen Wertschöpfungskette in der Region. Zudem ist Vynova eng in den Betrieb des LNG-Terminals eingebunden.

„Die jetzige Situation kommt nicht überraschend. Der wirtschaftliche Druck auf energieintensive Industrieunternehmen wie Vynova hat sich über Jahre aufgebaut“, betont Ratsmitglied Olaf Fischer (WIN@WBV). „Management, Betriebsrat und die Gewerkschaft IG BCE haben seit Langem auf diese Entwicklung hingewiesen und klare industriepolitische Maßnahmen – insbesondere einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis – eingefordert. Dass jetzt Krisenintervention betrieben wird, ist richtig. Die auf Bundes- und Landesebene verantwortlichen Regierungsparteien hätten jedoch deutlich früher handeln müssen.“

Der vom Gericht eingesetzte Insolvenzverwalter Christian Kaufmann von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH prüft derzeit die Fortführung des Geschäftsbetriebs und sucht nach einer langfristigen Lösung für das Werk in Wilhelmshaven. Politische Unterstützung wurde auf Landes- und Bundesebene bereits signalisiert und wird von den Ratsmitgliedern mit Nachdruck eingefordert. „Die Insolvenz von Vynova ist ein Alarmsignal für den Industriestandort Wilhelmshaven“, erklärt Markus Bulla, Sprecher der Gruppe WIN@WBV und Volt. „Jetzt sind alle politischen Ebenen gefordert, den Sanierungsprozess konstruktiv zu begleiten und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass energieintensive Industrieunternehmen in Deutschland wieder verlässliche Perspektiven haben.“

Die WIN@WBV appelliert an Land und Bund, bis zur Wirksamkeit angekündigter Entlastungen für energieintensive Unternehmen Brückenlösungen zu schaffen, damit die industrielle Basis in Wilhelmshaven nicht nachhaltig beschädigt wird.

15.12.2025